Geist in die Materie
- carmenshana8
- 20. Feb. 2023
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. März 2023

Für mich persönlich war es immer ein Rätsel, dass ein so perfektes System, wie es dem Menschen zur Verfügung steht, einfach nur dafür da sein sollte, als Baby geboren zu werden, langsam zum Erwachsenen heranzureifen und hier ein Leben in Abhängigkeiten von Systemen zu verbringen, die kaum Raum für das Wahre, das Gute und das Schöne lassen, um dann irgendwann wieder aus diesem Leben zu scheiden, ohne sich dem innerlich geistigen Wachstum gewidmet zu haben.
Ich habe das Gefühl, dass der Planet, auf dem wir leben seit der industriellen Revolution (oder auch schon länger – wer weiß) nahezu willentlich von den auf ihm lebenden Menschen zerstört und verwüstet wird, um materiellen Wohlstand zu erreichen. Um diesen Wohlstand zu erwirtschaften gehen die Menschen ihrer Arbeit nach, die ihnen vermeintliche finanzielle Unabhängigkeit geben soll, sodass sie sich vielleicht einmal im Jahr einen schönen Urlaub leisten können, in welchem sie dem täglichen Druck und Stress des Arbeitslebens entfliehen können, um anschließend wieder genau in demselben zu landen und weiterzumachen. Kann das tatsächlich der Sinn unserer Schöpfung und der unseres Lebens sein? Sitzt Gott auf einer Wolke mit einem Würfel in der Hand und entscheidet per Zufall, ob ein Mensch in vollem Reichtum und Gnade und ein anderer in permanentem Hunger und Gefahr leben soll? Wenn dem so wäre, dann würden wir der Schöpfung, der universellen Kraft, die Vollkommenheit absprechen, was für mich etwas überheblich wirken würde. Alleine die Tatsache, dass bereits bei der Geburt (oder schon davor) darüber entschieden werden soll, ob man ein gesundes, glückliches Leben führen wird oder nicht, setzt für mich voraus, dass es eine Form der Wiederverkörperung der Seele geben muss, welche auch in den alten Schriften immer wieder Erwähnung findet, was jedoch vor allem im Christentum gerne „unter den Tisch fallen gelassen“ oder nicht erwähnt wird. „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel ist“ (Mt 5,48) lässt vielleicht darauf schließen, dass wir unter Umständen einen längeren Zeitraum benötigen, um diese Vollkommenheit zu erreichen, denn sollte Gott/die universelle Schöpferkraft nicht um die menschlichen Fehler und Schwächen „gewusst“ haben, als aus jener Schöpferkraft alles erschaffen wurde? Kaum vorstellbar. Und ja, wir leben in einer polaren Welt, in der es immer beide Teile der Pole gibt, d.h. der Wohlstand, nach dem wir streben, bedeutet auf der anderen Seite des Poles (oder des Planeten) Verarmung und Ausbeutung. Einige wenige bestimmen, ob ein Land, das eigentlich unheimlich reich an Bodenschätzen ist, ausgebeutet wird und nehmen keine Rücksicht auf das Leben dieser Menschen und auf die Natur.
Aus meiner Sicht, ist eine Veränderung dieser Situation nur machbar, wenn wir wieder lernen die beiden Pole miteinander zu verbinden und all das, was uns die Natur des Planeten zum Leben schenkt, so zu nutzen, dass wir die Erde nicht ausbeuten, sondern im Einklang mit dieser leben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch vermeintlich unfruchtbare Gegenden wieder fruchtbar gemacht werden könnten (wie auch schon in der Sahara bewiesen, aber nicht in der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde), genauso wie ich sicher bin, dass alternative Techniken vorhanden wären, um ausreichend leistbare Energie für die Bevölkerung zu erzeugen. Abgesehen davon bin ich ebenfalls überzeugt, dass die Erde ausreichend Nahrung für alle Menschen „produziert“, jedoch die Verteilung des Wohlstandes und der Ressourcen in ein unglaubliches Ungleichgewicht gefallen ist. Wo wäre der Sinn dieser wunderbaren Schöpfung, wenn der Planet nicht ausreichend Platz und Nahrung für alle Menschen bieten würde, unter der Voraussetzung, dass sie mit dem Planeten im Einklang leben?
Ich denke, es liegt an uns, diesen Sinn in uns zu finden, indem wir an unserer irdischen Vollkommenheit arbeiten – jeden Tag! Und dass dies nicht in einem kurzen Erdenleben zu schaffen ist, scheint für mich in der derzeitigen Situation des Planeten Erde irgendwie ganz logisch zu sein. Denn es würde an Grausamkeit grenzen, wenn es gerecht sein sollte, dass ein Kind schwer krank zur Welt kommt oder ein Mensch, der niemandem – im aktuellen Leben – Böses angetan hat, plötzlich einen schweren Schicksalsschlag erleiden muss, der ihn entweder völlig zerstört oder ihm auch etwas lehren mag. Nur bei Annahme der Wiederverkörperung im derzeitigen System des Planten Erde ließe sich diese vermeintliche Ungerechtigkeit erklären. Somit hätten wir in jedem weiteren Erdenleben die Chance, unsere Schwächen, Fehler und Unzulänglichkeiten auszugleichen, um unsere Seele wachsen und dem Geist entgegengehen zu lassen. Der große Nachteil an dieser Hypothese scheint „der Schleier des Vergessens“ zu sein, der uns nicht erinnern lässt. Hier stellt sich die Frage, warum dem so ist? Ich könnte zur Beantwortung dieser Fragen nur Mutmaßungen anstellen, die den Rahmen dieses Gedankens derzeit noch sprengen würden.
Wir dürfen zuerst lernen die Tugenden, die wir lange vergessen haben, welche uns aber dem näher bringen, wofür wir hier sind, zu lernen, zu verbessern und zu vervollkommnen. Manchmal versucht man über die Spiritualität dem Irdischen zu entfliehen, weil man im rein Spirituellen die Harmonie, das Glück, die Liebe und die Vollkommenheit zu finden scheint. Jedoch denke ich, dass wir hier auf Erden sind, um unsere geistige Vollkommenheit über die Spiritualität in der materiellen Welt zu verwirklichen. Dafür müssen wir uns entwickeln und wachsen. Wir dürfen erkennen, dass wir Gerechtigkeit, Wahrheit, Weisheit, Liebe, Güte und Demut in uns erarbeiten können, um zu dem lichtvollen Geschöpf in der materiellen Welt zu werden, als das wir gedacht sind. Dies mag vielleicht zu einer völligen Veränderung der materiellen Welt, wie wir sie kennen, führen – wer weiß. Solange wir uns in unseren niederen, dunklen Gedanken- und Gefühlswelten suhlen, werden wir es nicht schaffen, ein Paradies auf dieser Erde zu erschaffen.
Die Sonne unterscheidet nicht zwischen Gut und Böse, Hell und Dunkel, sie scheint für alle gleich, sie macht keine Unterschiede. Ihr wohnt eine unendliche Kraft inne, die es vermag, alles zu verbrennen, aber genauso gut alles zu erwärmen und zu erhellen. Sie fragt nicht die Nacht, ob sie sie nun erhellen darf oder nicht, sie macht es einfach und ist dabei gerecht. Wir sollten unser Licht strahlen lassen, ohne zu fragen, ob es jemandem recht ist oder nicht. Wenn wir unser Licht nach außen bringen, können wir andere damit erwärmen, es können sich aber genauso gut andere an uns verbrennen, wenn sie unser Licht nicht respektieren. Wir müssen niemanden mit Gewalt bekämpfen oder zerstören, denn wenn wir unser Licht entfalten, dann wird sich der vermeintliche Feind entweder von unserem Licht erwärmen lassen oder er wird vor dem Licht flüchten, weil er Angst hat zu verbrennen. Es bleibt jedem selbst überlassen, ob er oder sie weiterhin in der Dunkelheit das geschenkte Leben verbringen möchte oder ob er oder sie sich erheben will, um das Licht in sich zum Leuchten zu bringen. Es reicht jedoch nicht, wenn wir uns alleine dem Geistigen widmen, denn es ist unsere Aufgabe das vollkommene Geistige durch uns, durch die Materie in die Dichte der materiellen Welt zu bringen und hier einen paradiesischen Platz in materieller Form entstehen zu lassen. Es ist unsere Aufgabe, uns als Menschen über die Liebe zu verbinden und gemeinsam das Geistig-Göttliche auf dieser materiellen Ebene entstehen zu lassen. Es ist unsere Aufgabe, uns aus unseren Ängsten, Abhängigkeiten und Verführungen zu befreien, damit wir den göttlichen/kosmischen Kern unseres Seins in materieller Form ausdrücken und leben können. Erst dann sind wir Geist in der Materie!
© Carmen Shana F.
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