Und wann genau sind Querdenker zu Unmenschen geworden?
- carmenshana8
- 8. Jan. 2023
- 5 Min. Lesezeit

Kurzfristig habe ich überlegt, ob ich all meine Diplome und Zertifikate meiner Ausbildungen im Bereich des Coachings, Trainings, der Systemdynamik und der Beratung in den Mistkübel werfen sollte, nachdem ich über die Leitmedien erfahren habe, dass Querdenker zu einer Art „Unmenschen“ verkommen sein sollen und im gleichen Atemzug mit radikalen Gruppen genannt werden.
Im Coaching wird das „Out-of-the-Box-Denken“, also Querdenken, dazu verwendet, den Klienten dahingehend zu begleiten, das vermeintliche Problem aus einer anderen Perspektive zu betrachten, um zu einem lösungsorientierten Ansatz seines belastenden Problems zu gelangen. Natürlich gibt es auch hier Kritiker, die der Meinung sind, dass das „Out-of-the-Box-Denken“ nicht funktionieren würde, weil man nicht auf Kommando einen anderen, kreativen Zugang zu einem Thema erlangen kann. Ich sehe dies ein wenig differenzierter, denn im Coaching ist es die Aufgabe des Coaches den Klienten beispielsweise durch lösungsorientiertes Fragen dahingehend zu unterstützen, die Perspektive zu ändern bzw. einen hilfreicheren Zugang zum Problem zu finden. Abgesehen davon, war Querdenken bis vor kurzem noch positiv und nicht negativ behaftet, aber gut.
Ich muss ja gestehen, dass ich schon vor Jahren aufgehört habe, die Leitmedien zu konsumieren, weil fast ausschließlich beängstigende und negative Informationen über den Äther wabern, die jegliches Wahre, Gute und Schöne nicht mehr vorkommen lassen und die noch dazu sehr einheitlich und „richtungsbestimmend“ dargebracht werden. Wie auch immer – diese Information, dass Querdenker ein Problem in unserer Gesellschaft darstellen würden, kam in mein Feld und wiederholte sich in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder, sodass ich mir die Frage stellen musste, wann genau „Querdenker“ zu einer Art böser Menschen mutiert waren?
Relativ klar scheint zu sein, dass jene Berichterstatter, welche „Querdenker“ in eine negative und radikale Ecke stellen, ohne diese quer denkenden Menschen ihre Informationen noch immer in die Wände von Höhlen ritzen oder in Stein meißeln müssten, denn ohne diese andersdenkenden Menschen, die es immer wieder geschafft haben, aus dem aktuell gültigen Weltbild hinauszudenken, hätte es vermutlich keinen – vor allem technischen – Fortschritt gegeben. Warum ist es denn nun so verpönt, ja geradezu gefährlich, quer zu denken und kritisch zu hinterfragen? In der gesamten Menschheitsgeschichte gab es, sogenannte „Querdenker“, die für ihre Forschungen, Ideen, Entwicklungen, Ansichten und Visionen zur jeweiligen Zeit für verrückt erklärt worden waren oder sogar für ihr Anders-Denken getötet wurden. Denken wir an Galileo Galilei, diesen furchtbaren Querdenker und Verschwörungstheoretiker, der doch tatsächlich und unverschämt beharrlich auf die Richtigkeit seiner Forschungen und Thesen beharrte und dafür von der Kirche und den Herrschenden diffamiert und unter Arrest gestellt wurde. Heute kann man auf Wikipedia lesen, dass er ein Universalgelehrter war, der von der Kirche verurteilt wurde, weil seine Theorien der damaligen Weltanschauung widersprachen. Erst 1992 wurde er von der Kirche rehabilitiert – mehr als 300 Jahre nach seinem Wirken und seinem Tod. Nun, das wäre nur ein Beispiel, aus dem man hätte lernen können und von diesen gibt es noch einige mehr …
Ohne das Querdenken von Jesus Christus, dessen Anschauungen sich von denen der damaligen Hohepriester grundlegend unterschied, weil er unter anderem der Ansicht war, dass es ein liebender Gott sei, der für die Schöpfung verantwortlich zeichnet und kein strafender, der die Menschen knechtet, würde es heute keine 2,26 Milliarden Anhänger des Christentums und keine katholische Kirche geben, die von den Unterstützungen der Anhängerschaft sehr gut leben kann. Auch Jesus Christus wurde – wie hinlänglich bekannt – für sein „Anders-Denken“ und „Anders-Sein“ als Ketzer bezeichnet und getötet, weil sein Denken und Sein nicht der damaligen Weltanschauung entsprach und bis heute leider von den verschiedenen Religionsgemeinschaften unzureichend interpretiert oder „passend erörtert“ wurde und wird.
Woher kommt es nun, dass Quer- und Andersdenker diffamiert und zu gefährlichen Menschen erklärt werden? Nachdem ich mir die recherchierten Geschichten von einigen der sogenannten Ketzer und Querdenker durch den Kopf gehen ließ, kam ich zu dem Schluss, dass es nur daran liegen kann, dass die Mächtigen und Herrschenden Angst um ihre Macht, ihren Einfluss und ihr gemütlich eingerichtetes Weltbild haben, das für sie unumstößlich zu sein scheint. Aber ist es nicht die Veränderung, die uns weiterbringt? Und hier meine ich eine natürliche, auf ständiges Hinterfragen beruhende Veränderung, nicht jene, die von den Machthabern dieser Zeit vorangetrieben wird. Ich meine nicht jene Veränderung, die auch derzeit von einigen Konzernen und Gruppierungen postuliert wird, wo zu lesen ist, dass technische Implantate die Fähigkeiten des Menschen erweitern sollen. Es wird hier von einem „Upgrade Mensch“ gesprochen, von einer „digitalen und biologischen Transformation“. Echt jetzt? Technologie soll den Menschen unterstützen, völlig klar, wo sind hier aber die moralischen und ethischen Grenzen? Glauben wir Menschen tatsächlich, dass wir uns über die Natur erheben und in Bereiche eingreifen können, welche vielleicht genauso sein sollen, wie sie sind und nicht vom Menschen künstlich verändert werden müssen? Wenn wir von Transformation sprechen, dann sollte das die Transformation des Geistes betreffen, denn dieser ist tatsächlich unglaublich mächtig. Hier gäbe es noch große Forschungsflächen auf der Seite der geistigen Transformation, jedoch werden auf diesem Gebiet kaum Forschungen vorangetrieben und finanziell unterstützt. Interessant, oder? Kann es sein, dass es auch hier die Angst der Machthaber ist, die dies nicht zulässt und bewusst Informationen unter Verschluss hält, damit der Mensch nicht erkennt, über welche mächtigen Werkzeuge er verfügen könnte? Warum gibt es noch so viele ungelöste Rätsel in Bezug auf die Funktionen des menschlichen Körpers? Warum werden spektakuläre archäologische Funde, welche die aktuelle Lehrmeinung der Menschheitsgeschichte auf den Kopf stellen würde, nicht weiter untersucht?
Wir brauchen kein „Upgrade Mensch“ in einem biotechnischen Sinn, denn „upgegradeter“ als der Mensch als körperliches Wesen bereits ist, kann er nur werden, wenn er sich all den Aspekten des Mensch-Seins zuwendet und seinen Geist und seine Seele erforscht, um jenen Weg zu finden, der ihn zu seiner eigenen Größe führt und welcher immer wieder von Lehrern der vergangenen Tage gegangen und gelehrt wurde. Dies ist der Weg zur göttlichen Essenz in uns und aus meiner Sicht, sind wir mit einem „technischen Upgrade“ auf der falschen Spur, denn es ist das „geistig-seelische Upgrade“, das uns zu einem besseren Ausdruck unserer selbst macht und die Menschen zusammenbringt, damit wir in der Gemeinschaft Großes schaffen und Veränderungen herbeiführen können, die den Menschen dienlich sind.
Wenn wir uns an die „geistigen Gesetze“ und die „Gesetze“ der Natur halten würden, die schon lange bekannt sind – jedoch nicht gelehrt werden -, dann bräuchten wir nur bedingt von Menschen bis ins kleinste Detail formuliert geschaffene Gesetze, die wiederum zu Spaltungen innerhalb von Menschengruppen führen. Wir könnten im Einklang leben, wie es einige Völker auf diesem Planten getan haben und immer noch tun. Mit einem entsprechenden „geistigen und Herzens-Upgrade“ hätten wir alle moralischen, ethischen und geistigen Prinzipien als Schlüssel für ein friedvolles Leben in der Hand.
Menschen, die kritisch hinterfragen und sich ihre eigenen Gedanken über die aktuell gültige Weltanschauung machen, sind aus meiner Sicht keine Unmenschen oder in eine radikale, verschwörerische Ecke zu drängen. Es sind jene Menschen, die immer wieder Veränderung auf diesem Planten initiiert haben, damit eine Entwicklung entstehen kann, die uns als Menschheitsfamilie weiterbringt und zu einem besseren Ausdruck unserer selbst werden lässt.
Dezember 2021
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